Medienkünstler*innen aus der ganzen Welt können ihre Arbeiten jetzt für die Sichtung zum European Media Art Festival 2025 einreichen. Die Online-Plattform unter https://emaf.filmchief.com/entry-forms ist ab sofort geöffnet.
Wir freuen uns über Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation und Expanded (Live-Projekte wie Performances, interaktive Arbeiten oder Workshops). Die Einreichfrist endet am 10. Januar 2025. Unser kuratorisches Team wird aus den eingereichten Arbeiten das Programm für das kommende Festival zusammenstellen.
Das Einreichen von Arbeiten ist kostenfrei. Für alle für das Festival ausgewählten Beiträge werden Künstler*innenhonorare gezahlt.
Neuausrichtung der Preise
Wir werden ab der kommenden Festivalausgabe die Preisvergabe neu ausrichten. Bisher wurden unter allen für den Internationalen Wettbewerb ausgewählten Filmen die drei Preise des Festivals vergeben. In Zukunft werden wir die vorhandenen Preisgelder paritätisch unter allen kurzen und mittellangen Filmen aufteilen, die für die künftig so genannte International Selection ausgewählt werden. Diese sind gleichberechtigte Gewinner des EMAF Award und erhalten ein Preisgeld von je 400,00 €.
Wir sind der Überzeugung, dass Filme keinen Wettbewerb brauchen, um ihre Besonderheit unter Beweis zu stellen. Unsere Filmauswahl und Programmierung baut auf den Dialog, der sich zwischen Filmen ebenso entfaltet wie zwischen Filmen und Publikum. Wir verstehen den Verzicht auf Wettbewerbe außerdem als einen weiteren Schritt hin zu mehr Fairness und Transparenz in der Festivalarbeit. Ähnlich wie die konsequente Zahlung von Künstler*innenhonoraren und die Absage an Premierenzwänge soll er das EMAF als einen Ort stärken, an dem Austausch und Begegnung den Vorrang haben gegenüber Konkurrenz und Exklusivität.
Eine Jury des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) vergibt unter allen Filmen der International Selection den EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik. Der Preis ist undotiert.
Deutsche Kurzfilme, die für die International Selection ausgewählt wurden, können gemäß den geltenden Bestimmungen der Filmförderungsanstalt (FFA) für die Vergabe von fünf Referenzpunkten berücksichtigt werden. Für den EMAF Medienkunstpreis der deutschen Filmkritik wird bei der Punktevergabe auch weiterhin zwischen Nominierung und Preisträgerfilm unterschieden.
Das 38. European Media Art Festival findet vom 23. bis zum 27. April 2025 statt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird bis zum 25. Mai 2025 zu sehen sein.
Für Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Wenden Sie sich gern an presse@emaf.de.
28.04.2024EMAF 37 - Preisträger*innen
Beim 37. European Media Art Festival sind am Samstagabend in der Kunsthalle Osnabrück die Preise vergeben worden.
Den EMAF Award für eine herausragende Arbeit in der Medienkunst erhielt die Künstlerin Monica Maria Moraru für I Am Also Part of the Three Turns. Der experimentelle Film zeichnet auf Grundlage fragmentarischer, mündlicher Überlieferungen die Auswirkungen eines Erdbebens in Bukarest und einer zeitgleichen Überschwemmung in der rumänischen Kleinstadt Buzau nach. Der EMAF Award ist mit 3.000 Euro dotiert. Der Dialog-Preis zur Förderung des interkulturellen Austausches geht an Peng Zuqiang für seinen Film The Cyan Garden, der sich um einen revolutionären Radiosender dreht, der nicht auffindbar sein sollte, und eine Airbnb-Wohnung, die eine Freundin des Künstlers in ihrer germeinsamen Heimatstadt betreibt. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Hey Sweat Pea von Alee Peoples wird mit dem EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk) ausgezeichnet. Er erzählt auf humorvolle und überraschende Weise davon wie, das Älterwerden der Eltern mit einem existenziellen Impuls in den Vororten von Los Angeles kollidiert. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.
Der EMAF Award und der Dialog-Preis wurden von einer Jury aus Medienkünstlerinnen und Kuratorinnen vergeben, der in diesem Jahr Marwa Arsanios, Adam Khalil und Pieter-Paul Mortier angehören. Die Filmkritiker*innen Alejandro Bachmann, Sebastian Markt und Gabriele Summen bildeten die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VdFk.
Der EMAF Award für I Am Also Part of the Three Turns gehe an Monica Maria Moraru „für die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Erdbebens von Bukarest in 1977 und den Versuch, diese von den politischen Behörden instrumentalisierte, historische `sogenannte´ Naturkatastrophe neu zu schreiben“, urteilte die Jury. „Der Film zeigt die scheinbare Stabilität von Ordnungen, seien es natürliche oder politische, um jene Kategorien und unser Verhältnis zu ihnen zu hinterfragen.“ Die Jury sprach zudem eine lobende Erwähnung für Belfi von Ismaël Iken aus. Der Film erforscht die Faszination für ein abgebrochenes Stück einer goldenen Bankkarte, in der sich Fiktion und Realität vermischen.
Der Dialog-Preis für The Cyan Garden von Peng Zuqiang wird vergeben „für seine eindringliche und faszinierende historische Archäologie der Klänge und Stimmen eines Untergrund-Radiosenders“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Diese Ausgrabung von Stimmen der malaysischen Revolution lässt sowohl eine historische Intimität als auch die Geschichte des Intimen, wie es damals existierte, aufleben.“ Eine lobende Erwähnung vergibt die Jury an detours while speaking of monsters von Deniz Şimşek. Der Film erzählt die Jahrtausende alte Sage von einem Wassermonster, dessen Mythos auf die Vorfahren der Armenierinnen und Kurdinnen rund um den Vansee zurückgeht – eine Region, die die ethnische Säuberung beider Völker erlebt.
Mit Hey Sweet Pea von Alee Peoples zeichnet die Jury des EMAF Medienkunstpreises des Verbands der deutschen Filmkritik eine „in besonderer Weise überzeugende filmische Antwort“ aus, auf die Frage, wie man das Gefühl beschreibt, „dass ein gigantisches Nichts langsam alles auffrisst“, heißt es in der Begründung der Jury. „Indem man die Unendliche Geschichte, die man Kindern und Erwachsenen erzählt, aus der Virtualität holt und sie auf die konkrete Welt überträgt. Und indem man selbst mit fast nichts, nur den Dingen, die zur Hand sind, die sichtbar erfasst oder hörend wahrgenommen werden können, virtuos und bescheiden, verspielt und insistierend, deprimiert lachend Filme macht.“ Eine lobende Erwähnung in dieser Kategorie geht an Ann Carolin Renninger für Der Wind nimmt die mit. Der Film erzählt die Geschichte von Rovin, Maria und Christopher, die alle drei auf der Suche nach etwas sind.
Die Jurybegründungen finden Sie in voller Länge hier. Die Ausstellung des 37. EMAF ist noch bis zum 26. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Wenn Sie Bildmaterial benötigen, wenden Sie sich gern an presse@emaf.de.
19.04.2024EMAF 37 - Gesamtprogramm
In wenigen Tagen beginnt in Osnabrück das 37. European Media Art Festival. Wir möchten Ihnen heute gern einen Überblick über unser Gesamtprogramm geben.
An den fünf Festivaltagen werden rund 100 Filme gezeigt werden – in den Kategorien Internationaler Wettbewerb, Langfilm, Artist in Focus, SPECTRAL.Unburdened Recollections und in den Themenprogrammen Feelers, Sensors. Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung Feelers, Sensors umfasst zehn Installationen, die noch über das Festival hinaus bis zum 26. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein werden. Sechs Talks und Performances vertiefen das Thema des Festivals und greifen aktuelle Diskussionen aus der bundesweiten Kulturlandschaft auf. Im Bereich Campus präsentieren neben der Uni Osnabrück und der Musik- und Kunstschule Osnabrück drei internationale Hochschulen eine Schau ihrer Arbeiten. Dazu zählen die Kabelvåg School of Moving Images aus Norwegen, die Kunstakademie KASK aus Gent und die Kunsthochschule für Medien (KHM) Köln.
Thema: Feelers, Sensors
Um uns in der Welt zu orientieren, stehen wir empfindend und wahrnehmend mit ihr in Verbindung. Wir tasten sie mit den Sinnen ab, justieren damit auch unsere Nähe und Distanz zu Anderen. Der EMAF-Themenschwerpunkt Feelers, Sensors geht in diesem Jahr der Frage nach, welche Rolle die sinnliche Wahrnehmung für die menschliche und nichtmenschliche Erfahrung von Welt spielt, und wie ein technologisch erweitertes Sensorium die Orientierung und Interaktion in der Welt verändert: die Welt anders teil- und mitteilbar macht.
Wir beobachten eine zunehmende Privatisierung von Raum, die sich auch in unserem sinnlichen Bezug zur Welt äußert, etwa wenn wir uns durch Noisecancelling von störenden äußeren Reizen abschotten. Online-Kommunikation, wie auch „smarte“ oder „sensible“ Technologien, verändern die Art und Weise, wie wir über unsere Sinne miteinander in Kontakt treten, und werfen dabei die grundsätzliche Frage auf, welche Formen der Inklusion oder Entfremdung sie befördern. Gleichzeitig können Begegnungen im physischen Raum – bei Demonstrationen oder Gruppenmeditationen etwa – sinnliche und emotionale Erfahrungen vergemeinschaften oder neu organisieren. Auch die Empfindungsfähigkeit nichtmenschlicher Lebewesen spielt eine immer größere Rolle, und damit die Verantwortung, die wir für ihre Lebensräume tragen. Was oder wer wahrgenommen, öffentlich gesehen oder gehört wird, ist auch eine politische Frage. Wie kann Leid mitteilbar bleiben, das die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit übersteigt oder das Sprechen paralysiert? Wie entwickeln wir sensiblere Fühler und gerechtere Sensoren?
Filmprogramme
Die Filmprogramme zum Thema werden in diesem Jahr von drei Künstlerinnen kuratiert, die einen je eigenen Zugang zur Fragestellung wählen. Jamie Crewes Beitrag ist inspiriert von Beobachtungen aus der Anthropologie. In Film- und Soundarbeiten geht sie Momenten der Trance, der Entgrenzung und des Zungensprechens nach. Oraib Toukan stellt das Herz als grundlegendes Sinnesorgan in den Vordergrund – ein Organ, dessen Aufgabe es ist, zu sehen und zu hören. Anna Zetts Programm reflektiert das Filmemachen und Filmezeigen als eine partizipative, poetische Praxis, angetrieben vom Wunsch nach Verbindung. Ergänzt werden die Screenings durch Live-Performances und Wortbeiträge.
Im Internationalen Wettbewerb und der Langfilm-Sektion sind aktuelle Filme von international renommierten Filmemacher*innen und dem künstlerischen Nachwuchs zu sehen, die ein breites Spektrum experimenteller Arbeitsweisen abbilden. Inhaltlich drehen sich zahlreiche Filme um die Frage, wie wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Sie rekonstruieren historische Ereignisse, imaginieren alternative Geschichtsverläufe und lesen aus den Erinnerungen anderer mögliche Wege in die Zukunft ab. Das Verhältnis zu Land und Territorium stellt einen weiteren Schwerpunkt dar. Dokumentarisch und experimentell erzählen die Arbeiten von Ursprüngen und Orientierung, von Verlust und Migration und vom Wohnen und Bleiben.
Als Artist in Focus präsentiert das EMAF in diesem Jahr den britischen Künstler Phil Collins. Er ist international bekannt für Arbeiten, die mit den Mitteln von Film, Installation, performativen Situationen und Live-Events sozial marginalisierte Stimmen und Erfahrungen sichtbar machen. Basierend auf Dialog, oft langjähriger Zusammenarbeit und einer besonderen Sensibilität für lokale Kontexte entwickelt er Arbeiten, die zwischen Kunst, Politik und Popkultur angesiedelt sind: zwischen Clubkultur und Gefängnisindustrie, Karaoke und politischem Widerstand, Shoppingkanal und Theater. Die Reihe versammelt filmische Arbeiten aus über 20 Jahren.
Die erfolgreiche Kooperation mit dem Analogfilmkollektiv LaborBerlin, die im vergangenen Jahr unter dem Titel SPECTRAL begann, wird auch in diesem Jahr fortgeführt. Das gemeinsame Projekt hat sich der Wiederaufführung historischer Expanded Cinema-Arbeiten verschrieben und präsentiert in diesem Jahr analoge Mehrfachprojektionen und Filmperformances aus den 1960er- und 70er-Jahren.
Ausstellung: Feelers, Sensors
In den gezeigten Videoinstallationen, interaktiven und VR Arbeiten werden menschliche Sinneserfahrungen mit denen von anderen Spezies wie Bakterien, Insekten und Tieren kontrastiert und auf diese Weise vorherrschende anthropozentrische Sichtweisen infrage gestellt. Die Künstler*innen imaginieren neue Formen von Cyborgs sowie Hybride von Mensch Tier Bakterium, lassen Besucher*innen ihre Perspektiven einnehmen oder in den Dialog mit KIs treten. Sie laden die Besucher*innen dazu ein, darüber nachzudenken, wie die Wahrnehmungs- und sinnstiftenden Fähigkeiten verschiedener Entitäten sich gegenseitig formen, beeinflussen und verändern. Gezeigt werden Arbeiten von Caitlin Berrigan, Erik Bünger, Nieves de la Fuente Gutiérrez, Aay Liparoto, Rita Macedo, mots (Daniela Nedovescu und Octavian Mot), Tanita Olbrich, Petro Oliveira und Lotta Stöver.
Als Veranstaltungsorte sind in diesem Jahr die Kunsthalle Osnabrück, die Lagerhalle und das Filmtheater Hasetor, der Kunstraum hase29, das Haus der Jugend, das Museumsquartier Osnabrück und die skulptur galerie dabei.
Zur Eröffnung am Mittwoch, den 24. April, um 19 Uhr 30 in der Kunsthalle Osnabrück erwarten wir wieder mehr als 1.000 Besucher*innen. Am Samstagabend werden beim Festival drei Preise verliehen: der EMAF Award (dotiert mit 3.000 Euro), der Dialog Preis (dotiert mit 2.000 Euro) und der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (dotiert mit 2.000 Euro).
Für Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Wenn Sie Bildmaterial benötigen, wenden Sie sich ebenfalls gern an presse@emaf.de.
10.04.2024EMAF 37 - Campus
Als wichtiger Treffpunkt für den künstlerischen Nachwuchs präsentiert der EMAF Campus aktuelle Projekte von Klassen führender europäischer Kunst- und Filmhochschulen. Wir möchten Ihnen heute die Klassen aus Deutschland, Belgien, Norwegen und Spanien vorstellen, die vom 24. bis zum 28. April eigens für das EMAF entwickelte Ausstellungen und Filmscreenings präsentieren werden.
Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) präsentiert anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens eine breite Auswahl experimenteller Kurzfilme der letzten Jahrzehnte und zeigt studentische Produktionen unterschiedlicher medialer Formate: von der Web Serie zum Materialfilm, vom Found Footage Musikvideo zum autobiografischen Film.
Die Filmprogramme der Kunstakademie KASK aus Gent, die 2022 und 2023 von Masterstudierenden der Fachbereiche Film, Animation und Fotografie realisiert wurden, bewegen sich thematisch zwischen der Entfremdung von und dem Eintauchen in die eigene Lebenswelt.
Die Kabelvåg School of Moving Images aus Norwegen entwickelt unter dem Titel In the Belly of the Vacuum Cleaner ihre Ausstellung um das Bild des Staubsaugers, der, ähnlich wie unser Bewusstsein, die Umwelt in sich aufnimmt, sammelt und zu neuen (Un-)Ordnungen zusammen führt.
Die gemeinsame Ausstellung von Universität Osnabrück und Universidad de la Laguna Tenerife zeigt mit BLACKBIRDS SINGING IN THE DARK Perspektiven einer jungen Generation, die durch die aktuelle Präsenz von Krisen, Kriegen, sozialen Ungerechtigkeiten und gesellschaftlichen Traumata geprägt sind.
Harmony of Mindscape ist ein weiteres Projekt von Studierenden des Fachbereichs Kunst der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit Schülerinnen der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück. Es lässt Besucherinnen spüren, wie sie auf bestimmte Reize reagieren und wann sich diese verändern.
Wir laden Sie herzlich ein, über das Festival zu berichten. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
21.03.2024EMAF 37 - Ausblick auf die Filmprogramme
Die Filmprogramme des EMAF bieten auch in diesem Jahr einen breiten Überblick über die experimentelle Filmkunst – von aktuellen Kurz- und Langfilmen bis hin zu historischen Arbeiten und Expanded Cinema. Zahlreiche Künstler*innen werden anwesend sein, um ihre Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren. Zu sehen sind knapp 100 Filme und Filmperformances aus aller Welt.
Wir möchten Ihnen heute einen ersten Einblick in einige der Programme geben.
Internationaler Wettbewerb
Im Zentrum der Filmprogramme steht der Internationale Wettbewerb, der kurze und mittellange Arbeiten versammelt. Inhaltlich drehen sich zahlreiche Filme um Schichtungen von Raum und Zeit und die Frage, wie wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Sie rekonstruieren historische Ereignisse, imaginieren alternative Geschichtsverläufe und lesen aus den Erinnerungen Anderer mögliche Wege in die Zukunft ab. Das Verhältnis zu Land und Territorium stellt einen weiteren Schwerpunkt dar. Dokumentarisch und experimentell erzählen die Arbeiten von Ursprüngen und Orientierung, von Verlust und Migration sowie vom Wohnen und Bleiben.
Messaline Raverdys Ôte-toi de mon soleil (2023) dokumentiert einfühlsam die Begegnungen mit einem älteren Mann, der ein labyrinthisches Universum aus Gesammeltem und Angesammeltem bewohnt. Zwischen der Filmemacherin und ihm entwickeln sich beim Aufräumen mäandernde Gespräche über Wissen und Erinnern, über das Erfassen und Festhalten von Welt. Aus mündlichen Erzählungen, grob gerastertem Bildmaterial und allegorischen Tableaus rekonstruiert Monica Maria Moraru in I Am Also Part of the Three Turns (2024) zwei rumänische Landschaften, die zeitgleich von Naturkatastrophen betroffen waren. Persönliche Verluste und Improvisationen mit dem, was geblieben ist, überschneiden sich mit der staatlich gewollten Zerstörung von Raum und Errichtung neuer, gebauter Landschaften. Vika Kirchenbauers Essay-Performance-Video COMPASSION AND INCONVENIENCE (2023) befasst sich mit den ersten öffentlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in London Mitte des 18. Jahrhunderts. In einer Abfolge performter Szenen werden historische Quellen neu gelesen und in Bezug auf die institutionellen Bedingungen, unter denen heute Kunst sichtbar wird, zum Sprechen gebracht. Alee Peoples‘ Hey Sweet Pea wendet sich humorvoll und spielerisch dem Verschwinden zu. Zwischen reenacteten Mailboxnachrichten der eigenen Mutter und Anleihen beim Kinder-Sci-Fi Die Unendliche Geschichte öffnet sich ein Erzählraum, der das ganz reale Voranschreiten des Nichts, die Zerstörung unserer Umwelt, aber auch den Verlust von Nahestehenden zu fassen versucht.
Mit weiteren Arbeiten von: Razan AlSalah, Tolia Astakhishvili & James Richards, Boris Dewjatkin, Carl Elsaesser, Ismaël Iken, Mira Klug & Johannes Gierlinger, OJOBOCA, Peng Zuqiang, Leonardo Pirondi, Martyna Ratnik, Messaline Raverdy, Steve Reinke, Ann Carolin Renninger, Margaret Salmon & Maria Fusco, Reiji Saito, Clare Samuel, Deniz Şimşek, Jordan Wong, Xin Shen, Yu Wang, Micah Weber, Chris Zhongtian Yuan.
Artist in Focus
Wir freuen uns, Phil Collins als diesjährigen Artist in Focus zu präsentieren. Collins ist international bekannt für seine sozial engagierte Praxis an den Schnittstellen von Kunst, Politik und Popkultur. Er nutzt neben Film, Fotografie und Installation auch performative Situationen und Live-Events, um Aspekte gelebter Erfahrung und Stimmen, die häufig nicht beachtet oder unterdrückt werden, in den Vordergrund zu stellen. In einem neu beauftragten Essay beschreibt Dominic Paterson, wie Collins „normative Medienbilder strategisch reproduziert, um diese zu stören (oder zu queeren). Seine Arbeit erkennt die Macht dieser Bilder durch die Wiederholung ihrer stark determinierenden Effekte an – eine Eigenschaft, die in der Arbeit selbst immer performativ ist: immer eine Sache von auffälligen Gesten, Demonstrationen, inszenierten Posen und Wiederholungen. Diese demonstrativen und performativen Aspekte verweisen auf so unterschiedliche Vorbilder wie Harun Farocki und Alex Bag. Collins’ Arbeit der letzten Jahre widmet sich jedoch nicht nur der Kritik und Subversion bestehender Framings, sondern vermehrt auch der kollektiven Herstellung von Bedingungen, unter denen Gemeinschaben die Räume, in denen sie als sie selbst erscheinen und auftreten, auch selbst gestalten können.“ Neben anderen Filmen aus mehr als 20 Jahren ist Bring Down the Walls (2020) zu sehen, ein Plädoyer für die Abschaffung der amerikanischen Gefängsnisindustrie und Huldigung an den Dancefloor als Ort der Transzendenz und Befreiung, sein Dokumentarmusical Tomorrow Is Always Too Long (2014), eine moderne Stadtsinfonie und Liebeserklärung an Glasgow, sowie marxism today (prologue) (2010), der durch die persönlichen Geschichten zweier ehemaliger Lehrerinnen für Marxismus-Leninismus und einer olympischen Turnerin aus der DDR die politischen und sozialen Umwälzungen nach dem Fall der Berliner Mauer beleuchtet.
Expanded Cinema & Performances
Die Kooperation mit dem Analogfilmkollektiv LaborBerlin, die im vergangenen Jahr unter dem Titel SPECTRAL. Unburdened Recollections begann, wird auch in diesem Jahr fortgeführt. Das gemeinsame Projekt hat sich der Wiederaufführung historischer Expanded Cinema-Arbeiten verschrieben und präsentiert in diesem Jahr analoge Mehrfachprojektionen und Filmperformances aus den 1960er- und 70er-Jahren. Rekonstruiert wird ein Klassiker des Expanded Cinema von Malcolm Le Grice (kuratiert von Cinzia Nistico, Filmwerkplaats Rotterdam) sowie eine jüngst restaurierte Arbeit der niederländischen Künstlerin Babeth Mondini-VanLoo (kuratiert von Simona Monizza, Eye Filmmuseum Amsterdam). Im Rahmen eines Panels werden die beteiligten Künstler*innen und Kurator*innen über die Wiederaufführung und Archivierung von Live-Cinema sprechen und dabei auch ethische Fragen der Rekonstruktion historischer Werke thematisieren.
Neu für das Festival entsteht außerdem Kerstin Schroedinger & Oliver Husains Live- Streaming-Performance Hypericin Yellow-Red Movie (2024), basierend auf Recherchen zu alternativen AIDS-Behandlungsmethoden in der Bundesrepublik der 1990er Jahre. Experimentelle Medizin, photochemische Prozesse sowie alte und neue mediale Übertragungsmedien gehen hier unerwartete Verbindungen ein. Die Performance wird beim Festival und auf drip-drop.tv zu sehen sein. Zur Performance wird außerdem ein Filmprogramm präsentiert.
Für Interviews und Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Wunsch senden wir Ihnen gern filmstills zu.
Picture Copyright: Phil Collins
06.03.2024EMAF 37 - Die Ausstellung
In sieben Wochen beginnt in Osnabrück das 37. European Media Art Festival. Heute wollen wir Sie über die Ausstellung des Festivals informieren, die von Inga Seidler kuratiert wurde und bis zum 26. Mai 2024 in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein wird.
Die Ausstellung mit dem Titel Feelers, Sensors (Fühler, Sensoren) beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Sinneswahrnehmung und den von ihr erschlossenen Umgebungen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Begriff „KI“ bezieht sich auf die Fähigkeit von Computern, sensorische Informationen so aufzunehmen und zu verarbeiten, dass sie der menschlichen Wahrnehmung der Welt ähneln. So werfen die Arbeiten in der Ausstellung insbesondere Fragen dazu auf, welche Rollen Technologie im Zusammenhang von Wahrnehmung, Erleben und Sinnstiftung spielen und in Zukunft einnehmen könnten.
Die Soundinstallation von Pedro Oliveira eröffnet einen vielschichtigen, multisensorischen Blick auf die Geschichte des maschinellen oder technischen Zuhörens in Deutschland. In “Crossover/Crosstalk (Version)” verbindet der Künstler die Entwicklungen des in der DDR entwickelten Subharchord-Synthesizers mit der Einführung und dem Einsatz einer Software zur Dialekterkennung. Diese wird seit 2017 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eingesetzt, um Asylbewerber*innen ohne Papiere auf ihre Herkunft überprüfen zu können. Das entsprechend auf Stimmen trainierte System ist in der Lage, Sprachen und Akzente zu erkennen und diese z. B. nach Kriterien wie Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter oder wirtschaftlichem Status einzuordnen und zu bewerten. Mit der in “Crossover/ Crosstalk (Version)” entstehenden Karte zeichnet Oliveira nach, wie technologische Entwicklungen einerseits Formen des gewaltsamen Otherings, der diskriminierenden Abgrenzung, hervorbringen können, gleichzeitig aber auch, wie sie Möglichkeiten radikaler Entwurzelung in sich bergen können.
Das rumänische Künstler*innenduo mots (Daniela Nedovescu und Octavian Mot) lotet mit seiner Serie „AI & Me“ auf spielerische Art aus, wie KI Menschen wahrnimmt, ihr Äußeres interpretiert und zu Prognosen weiter spinnt. Wie sehr sind wir bereit, uns freiwillig von KI auf unser Äußeres hin analysieren zu lassen? Die mehrteilige Installation AI & Me erforscht die Interaktion zwischen künstlicher Intelligenz und menschlichen Teilnehmer*innen. Im Mittelpunkt dieser Erfahrung und der Installation steht “The Confessional“: eine Kabine, in der die Teilnehmer*innen von einer KI betrachtet werden, die dann auf der Grundlage ihrer äußeren Erscheinung eine Analyse der Person abgibt. Diese Analyse wird in einem weiteren Teil der Arbeit, einer Installation aus einer Vielzahl von Monitoren, im Ausstellungsraum gezeigt. Dies geschieht in Echtzeit, nur wenige Minuten nachdem die Teilnehmer*innen _”The Confessional”_ verlassen haben.
Die Künstler*innen der Ausstellung betrachten einerseits maschinelle Wahrnehmung, darüber hinaus untersuchen sie auch die menschlichen Sinne und ihre verschiedenen Wahrnehmungsformen sowie die Wahrnehmungsfähigkeiten von Pflanzen und Tieren.
In Nieves de la Fuente Gutiérrez` Multimedia-Installation “Night Companions” können Besucher*innen mit Hilfe von VR-Brillen, die mit Käferfühlern ausgestattet sind, eine erweiterte Realität erleben, in der sie die Perspektive von Mistkäfern einnehmen. Die Künstlerin verknüpft darin reale räumliche und virtuelle Erfahrungen menschlicher und nicht-menschlicher Perspektiven. Der narrative Ausgangspunkt der Mixed-Reality-Installation ist das Verhalten dieser Mistkäfer, die sich für ihre Navigation durch die Landschaft am Mondlicht oder - in mondlosen Nächten - an der Milchstraße orientieren, wenn sie nicht durch städtische Lichtverschmutzung oder Satelliten gestört werden. _“Night Companions”_ versucht mit diesem spekulativen Perspektiven-wechsel, ein Bewußtsein für die Störungen in tierischen Navigationssystemen durch den Menschen und entsprechend auch Empathie herzustellen.
Den Ausgangspunkt von Rita Macedos Science-Fiction-Öko-Dystopie Farewell recording for an observer of an unknown time and place bildet das sogenannte “Invasive Landscape Phenomenon” (“Invasive Landschaftsphänomen”), eine mysteriöse, sich ausbreitende Krankheit. Dieses Leiden, das an eine dissoziative Traumareaktion erinnert, hat sich in einer Welt entwickelt, die am Rande des ökologischen Zusammenbruchs steht und in der sinnliche Erfahrungen aus erster Hand durch eine mediale Alternative zur physischen Präsenz ersetzt wurden. Die Stimme der Erzähler*in trägt die Betrachter*innen fortlaufend durch das sich entspinnende Narrativ und verwebt darin essayistische Exkurse zu Kapitalismus, Umweltzerstörung, technologischem Fortschritt und Tod.
Des Weiteren werden in der Ausstellung Arbeiten von Caitlin Berrigan, Erik Bünger, Aay Liparoto, Tanita Olbrich und Lotta Stöver zu sehen sein.
Wir freuen uns, wenn wir Ihr Interesse an unserer diesjährigen Ausstellung Feelers, Sensors geweckt haben und stehen Ihnen für Rückfragen und Interviews gerne zur Verfügung.
Wenn Sie Fotos zu den einzelnen Werken benötigen, setzen Sie sich ebenfalls gern mit uns in Verbindung.
Picture Copyright: EMAF/ Rita Macedo
29.01.2024EMAF 37 - Das Thema: Feelers, Sensors
In rund drei Monaten beginnt in Osnabrück das 37. European Media Art Festival. Wir freuen uns, Sie heute über das Thema des diesjährigen EMAF informieren zu können:
Um uns in der Welt zu orientieren, stehen wir empfindend und wahrnehmend mit ihr in Verbindung. Wir tasten sie mit den Sinnen ab, justieren damit auch unsere Nähe zu und Distanz von Anderen. In Filmen, Installationen, Soundarbeiten, Performances und Wortbeiträgen geht der Themenschwerpunkt Feelers, Sensors in diesem Jahr der Frage nach, welche Rolle die sinnliche Wahrnehmung für die menschliche und nichtmenschliche Erfahrung von Welt spielt, und wie ein technologisch erweitertes Sensorium die Orientierung und Interaktion in der Welt verändert, sie anders teil- und mitteilbar macht.
Wir beobachten eine zunehmende Privatisierung von Raum, die sich auch in unserem sinnlichen Bezug zur Welt äußert, etwa wenn wir uns durch Noisecancelling von störenden äußeren Reizen abschotten. Online-Kommunikation, wie auch „smarte“ oder „sensible“ Technologien, verändern die Art und Weise, wie wir über unsere Sinne miteinander in Kontakt treten, und werfen dabei die Frage auf, welche Formen der Inklusion oder Entfremdung sie befördern. Gleichzeitig können Formate im physischen Raum – von Gruppenmeditationen bis hin zu Demonstrationen – sinnliche und emotionale Erfahrungen vergemeinschaften oder organisieren.
Welche Herausforderung bedeutet schließlich auch die Empfindungsfähigkeit anderer Lebewesen für das menschliche Selbstverständnis und die Verantwortung für ihre Lebensräume? Was oder wer wahrgenommen, öffentlich gesehen oder gehört wird, ist eine politische Frage. Wie kann Leid mitteilbar bleiben, das die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit übersteigt oder das Sprechen paralysiert? Wie entwickeln wir sensiblere Fühler und gerechtere Sensoren?
Zum Themenschwerpunkt entstehen eine Ausstellung und drei Filmprogramme, die durch weitere Live-Formate wie Performances, Workshops und Gespräche begleitet und interaktiv erweitert werden. Sie sollen als Räume für Begegnung und Austausch dienen.
Statements und Bios der Kuratorinnen
Inga Seidler - Ausstellung
Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Sinneswahrnehmung und den von ihr erschlossenen Umgebungen. Neben den menschlichen Sinnen betrachtet sie auch die Wahrnehmungsfähigkeiten von Pflanzen und Tieren sowie die maschinelle Wahrnehmung. Im Kontext von Künstlicher Intelligenz bezieht sich dieser Begriff auf die Fähigkeit von Computern, sensorische Informationen so aufzunehmen und zu verarbeiten, dass sie der menschlichen Wahrnehmung der Welt ähneln. So werfen die Arbeiten in der Ausstellung insbesondere Fragen dazu auf, welche Rollen Technologie im Zusammenhang von Wahrnehmung, Erleben und Sinnstiftung einnehmen (könnte).
Inga Seidler beschäftigt sich als Kuratorin seit vielen Jahren mit digitaler Kultur und Medienkunst. Zu ihren aktuellen Aktivitäten zählen Ausstellungen und Programme für das EMAF, Kasseler Dokfest und das Goethe Institut. Sie ist Vorstandsmitglied bei anorak e. V. und Teil mehrerer Beratungskomitees und Jurys.
Jamie Crewe – Filmprogramm
In Tell My Horse: Voodoo and Life in Haiti and Jamaica (1938) berichtet die amerikanische Autorin, Anthropologin und Filmemacherin Zora Neale Hurston von Haitianer*innen, die von Guedé „geritten“ werden, einem „Gott des Spotts“. Durch ihren Mund sagt Guedé: „Sag es meinem Pferd“, und versteigt sich zu spektakulären Beschimpfungen und Handlungen. Seine Pferde äußern Flüche, diffamieren ihre Herrscher, tänzeln und galoppieren, bespritzen ihre Augen mit Rum oder stürzen sich in den Tod. Als Sprachrohr ihres Gottes können sie Dinge sagen oder tun, zu denen sie ungeritten nicht in der Lage sind. Der Sprache beraubt finden Menschen oder Pferde – Geist oder Körper – andere Formen des Ausdrucks: kein Schweigen ist von Dauer.
Jamie Crewe ist eine wunderschöne Bronzefigur mit einem polierten Kokottenkopf. Sie wuchs im Peak District in England auf und lebt derzeit in Glasgow, Schottland. Jamie denkt über Einschränkungen nach: über die Art und Weise, wie Menschen durch ihre Kulturen, Umgebungen und Beziehungen geformt werden, und die Dinge, die infolgedessen von ihnen abfallen.
Oraib Toukan – Filmprogramm
Ist dies wirklich der wunderbare palästinensische Dichter und Autor Mahmoud Alshaer, der fragt: „Sagt da mein eigener Mund: Gas, Mehl, Trinkwasser, Waschwasser, Kaffee, Kekse, Qasef, Zananah, Tayarah, Thunfisch, Bohnen, Tasse, Batterie, Internet, Verbinden, Trennen, Ofen, Feuer, Hefe, Salz, Zucker, Matratzen, Laken, Kissen, Teppich?“ Schmerz in Echtzeit übertragen. Command-Tab. Schweigen. Fühler, Sensoren––––––von wo aus im Körper sollen wir das ergründen? Von dieser Erde aus, die das Leben lebenswert macht, meint Mahmoud Darwish. „Vom Zögern des April, dem Geruch von Brot in der Morgendämmerung … dem Beginn der Liebe, Moos auf einem Stein.“ Dieses Programm stellt das Herz als grundlegendes Sinnesorgan in den Vordergrund – ein Organ, dessen Aufgabe es ist, zu sehen und zu hören. Zu diesem Zweck werden Werke, die sich mit dem Leiden befassen, mit Werken kombiniert, die sich mit dem Verlangen auseinandersetzen. Letztlich werden beide als ein und dasselbe präsentiert.
Oraib Toukan ist Künstlerin, Autorin und Lehrende. Zu ihren Veröffentlichungen zählen das Buch Sundry Modernism (Sternberg Press, 2017) sowie die Filme Via Dolorosa (2021) und When Things Occur (2017). Sie erwarb ihren PhD in Fine Arts an der Oxford University, Ruskin School of Art (2019).
Anna Zett – Filmprogramm
Audiovisuelle Medien verknüpfen Punkte in der eigenen Imagination mit Punkten in der Imagination anderer Menschen. Das Netzwerk aus Wahrnehmungen, Narrativen und Symbolen, das dabei entsteht, ist ebenso wie das Gedächtnis im individuellen Gehirn kein realistisches Abbild der Wirklichkeit. Es ist eine eigene Wirklichkeit – ein sozialer Traum. Welche Rolle spiele ich als Zuschauer*in, wieviel Freiheit wird mir gegeben, ich an dem Prozess dieser Assoziation zu beteiligen? Was passiert mit mir im Moment des Empfangens, was lasse ich zu, was wehre ich ab? Das Programm begreift Filmemachen und Filmezeigen als eine partizipative, poetische Praxis, angetrieben vom Wunsch nach Verbindung und gestützt durch die Überzeugung, dass zwischen einzelnen Empfindungen und Wahrnehmungen immer wieder neu eine gemeinsame Wirklichkeit entsteht.
Anna Zett ist Künstlerin und Autorin. Ihre analytische und emotionale Praxis stellt dominante Strukturen in Frage und schafft Raum für offenen Dialog, eigenes Erleben und freie Assoziation. Daraus entstehen Filme, Bücher, Hörspiele, Installationen und partizipative Live-Formate, die im internationalen Kunstkontext sowie auf Festivals gezeigt werden.
Für Interviews und Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Auf Wunsch senden wir Ihnen auch Porträtbilder unserer Kuratorinnen zu. Wir freuen uns, Sie in den kommenden Monaten weiter über die Vorbereitungen zum 37. EMAF auf dem Laufenden zu halten und senden beste Grüße vom EMAF Team 2024!
11.01.2024EMAF 37 - Wechsel in der Geschäftsführung
Zum Jahresbeginn möchten wir eine Veränderung im Führungsteam des European Media Art Festivals ankündigen: Zum 1.5.2024 übernimmt Tanja Horstmann die Geschäftsführung des Festivals. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Festivalarbeit, unter anderem für die Berlinale, und im Projektmanagement für Träger wie das Arsenal – Institut für Film und Videokunst, wird Tanja Horstmann in den kommenden Jahren die Geschäfte des EMAF übernehmen und gemeinsam mit der Künstlerischen Leiterin Katrin Mundt weiterentwickeln. Horstmann tritt die Nachfolge von Ko-Festivalleiter Alfred Rotert an, der das Festival vor gut vier Jahrzehnten mitbegründet und seitdem mitgestaltet hat und der im Mai in den Ruhestand geht.
„Wir freuen uns, mit Tanja Horstmann eine geeignete Nachfolgerin für Alfred Rotert gefunden zu haben. Ihre umfassende Festivalerfahrung und enge Verbundenheit mit der unabhängigen Filmkultur haben uns im Auswahlverfahren sehr überzeugt. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit!“, so Katrin Mundt für den Vorstand des EMAF-Trägervereins.
Tanja Horstmann hat Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Ab 2001 arbeitete sie für das Internationale Forum des Jungen Films, 2006 wechselte sie ins Film Office der Berlinale. Für das Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. war sie in verschiedenen Aufgabenbereichen tätig. Von 2007 – 2022 unterstützte sie die Sektion Forum der Berlinale bei der Filmauswahl. Seit 2011 war sie als Projektleiterin für verschiedene Film- und Veranstaltungsreihen zuständig, die im Arsenal, im Zeughauskino am Deutschen Historischen Museum Berlin und im Kulturquartier silent green durchgeführt wurden. Des Weiteren betreut sie seit 2003 das von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt geförderte Künstlerinnenprogramm, das in zweijährigem Turnus im Kino Arsenal präsentiert wird.
Wenn Sie Interesse an einem Gespräch mit der neuen Geschäftsführerin des EMAF haben, melden Sie sich gern. Auf Wunsch stellen wir Ihnen auch ein Foto von Tanja Horstmann zur Verfügung.
18.09.2023EMAF 37 - Call for Entries
Medienkünstler:innen aus der ganzen Welt können ihre Arbeiten jetzt für die Sichtung zum European Media Art Festival 2024 einreichen. Die Online-Plattform unter https://emaf.filmchief.com/entry-forms ist ab sofort geöffnet.
Eingereicht werden können Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation und Expanded (Live-Projekte wie Performances, interaktive Arbeiten oder Workshops). Die Einreichfrist endet am 7. Januar 2024. Eine Auswahlkommission und ein Team von Kurator:innen werden aus den eingereichten Arbeiten Programmbeiträge für das kommende Festival zusammenstellen.
Das Einreichen von Arbeiten ist kostenfrei. Für alle für das Festival ausgewählten Beiträge werden Künstler:innenhonorare gezahlt.
Das 37. European Media Art Festival findet vom 24. bis zum 28. April 2024 statt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird darüber hinaus bis zum 26. Mai 2024 zu sehen sein.
Über das Festival: Das EMAF gilt international als eines der einflussreichsten Foren für Medienkunst. Jedes Jahr bietet es seinen Besucher:innen in Filmprogrammen, Ausstellungen, Performances und hybriden Formaten einen Überblick über aktuelle künstlerische Produktionen. Gastkuratierte Projekte, Retrospektiven und Talks geben vertiefende Einblicke in historische Positionen und Zusammenhänge. Das EMAF ist ein Treffpunkt für Künstler:innen, Kurator:innen, Forschende, Studierende und Film- und Kunstinteressierte aus aller Welt.
23.04.2023EMAF 36 - Preisträger*innen
Nach fünf Festivaltagen sind beim 36. European Media Art Festivals (EMAF) in der Osnabrücker Lagerhalle die Preise vergeben worden. Der EMAF Award (dotiert mit 3.000 Euro) für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst geht an Tulapop Saenjaroen für die Arbeit Mangosteen. Den Dialog-Preis (dotiert mit 2.000 Euro) zur Förderung des interkulturellen Austauschs erhält Peng Zuqiang für Sight Leak. Living Room under the Flyover von Karolina Breguła wird mit dem Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VDFK) (dotiert mit 2.000 Euro) ausgezeichnet.
Der EMAF Award und der Dialog-Preis wurden von einer internationalen Jury aus Medienkünstlerinnen und Kuratornnen vergeben. Ihr gehörten in diesem Jahr Greg de Cuir Jr, Jeannette Muñoz und Maryam Tafakory an. Die Filmkritiker*innen Rainer Bellenbaum, Bettina Hirsch und Luca Schepers bildeten die Jury für den EMAF Medienkunstpreis des VDFK.
“Mangosteen von Tulapop Saenjaroen handelt von einer surrealistisch erzählerischen Traumwelt, der es auf meisterhafte Art und Weise gelingt, Archetypen, Charaktere, Musik und Humor miteinander zu verbinden. Dies ist ganz offensichtlich das Werk eines talentierten Regisseurs, der sein Handwerk versteht“, urteilt die Jury des EMAF Award.
Mit einer besonderen Auszeichnung der Jury hat sie außerdem Kevin Jerome EversonsIf You Don´t Watch the Way You Move gewürdigt.
Der Dialog-Preis ging an Peng Zuqiangs Sight Leak für den „sensiblen Gebrauch der Kamera, die eine Reise durch eine urbane Landschaft nachzeichnet, und für den Einsatz der Stimmen, die den Text vortragen und kommentieren. Der Film kontrastiert und kritisiert die westlichen philosophischen Vorstellungswelten mit den Realitäten des Queerseins im Osten.“
Eine besondere Auszeichnung der Jury ging in dieser Sektion an Gautam Valluri für ul-Umra.
Living Room under the Flyover, eine Zusammenarbeit von Karolina Breguła, Shi-Fen Zhang, Rong-Yu Li und Ya-Qiao Li, überzeugte die Jury des EMAF Medienkunstpreises des VDFK „durch seine kinematografisch sensible Darstellung einer politischen Protestaktion gegen Wohnungsverdrängung in Tainan. In Anlehnung an die Inszenierung und Performance einer prekären Wohnsituation unter der Autobahnbrücke im Bahnhofsviertel von Tainan verknüpft der Film souverän komponierte Bildeinstellungen im Wechsel zwischen statischer Fotografie und subtiler Dynamik. Indem der Film somit das Publikum in die Position des Aufspürens und Begutachtens von Bewegung bzw. Stillstand versetzt, findet der Film nicht zuletzt Ausdruck für den langen Atem, der den Teilerfolg des politischen Widerstandes schließlich ermöglichte.“
Die VDFK-Jury hat eine besondere Auszeichnung an Anna Zett für Es gibt keine Angst vergeben.
Die Ausstellung des 36. European Media Art Festivals (EMAF) ist noch bis zum 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen.
Wir bedanken uns bei den zahlreichen Besucher*innen für ihr Interesse und freuen uns auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!
Wenn Sie Filmstills oder Bilder von den Preisträger*innen und Jurys benötigen, schreiben Sie bitte eine E-mail an presse@emaf.de
12.04.2023EMAF 36 - Gesamtprogramm
Eine Woche vor Beginn des Festivals haben die Organisator*innen des 36. European Media Art Festival heute in Osnabrück das Programm vorgestellt.
Mehr als 70 Filme werden vom 19. bis 23. April in der Osnabrücker Lagerhalle und im Filmtheater Hasetor zu sehen sein. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück umfasst elf Arbeiten. Die EMAF Talks umfassen vier Panels mit insgesamt sieben Redner*innen. Hinzu kommt der EMAF Campus, der Arbeiten von Studierenden von insgesamt fünf Hochschulen präsentiert.
Mehr als 3.000 Arbeiten wurden für die Sichtung durch die Auswahlkommission und die Kurator*innen eingereicht – so viele wie nie zuvor.
Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor drei Jahren findet das Festival wieder ausschließlich in Präsenz statt. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass Festivals vor Ort eine Plattform für einen Austausch mit Künstler*innen bieten, die so einmalig ist“, so Festivalleiter Alfred Rotert.
„Trembling Time“ – also: zitternde oder bebende Zeit – ist das Thema des EMAF 2023. Auch wenn es durch die multiplen Krisen in der Welt derzeit aktuell wie nie ist – Auslöser für die Entscheidung für dieses Thema war das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens in der Stadt Osnabrück. „Was bedeutet es, einen historischen Punkt zu setzen und auf einem Zeitstrahl ein „Davor“ und „Danach“ zu unterscheiden? Wie lässt sich Zeit anders denken? Das hat unsere Überlegungen grundlegend geprägt“, sagt Katrin Mundt, Festivalleiterin und Kuratorin der Filmprogramme. Dabei werden auch Zeitvorstellungen anderer Kulturen betrachtet, oder auf Alltagserfahrungen geschaut, in denen Zeit als Bruch und Diskontinuität erlebt wird.
Das Filmprogramm des Festivals besteht aus insgesamt 70 Filmen. Im Wettbewerb konkurrieren 24 Filme aus 19 Ländern um einen der drei Preise, die am Sonntag, den 23. April, beim Festival vergeben werden. Im Fokus der Filmemacher*innen stehen dabei unter anderem familiäre Beziehungen; viele Künstler*innen nehmen Bezug auf ihre eigenen Biografien und die ihrer Herkunftsfamilien. Ein Beispiel ist Anna Zetts „Es gibt keine Angst“. Sie collagiert mit Audio- und Videomaterial aus dem Berliner Archiv der DDR-Opposition auf Grundlage eigener Geschichte einen heute kaum bekannten Akt der politischen Selbstermächtigung am Ende der DDR.
Des Weiteren wird das von Rachael Rakes kuratierte Themenprogramm „Trembling Time“ zu sehen sein. In fünf Programmen und einer Performance thematisiert sie die Vorstellung einer linear fortschreitenden Zeit und westliches Fortschrittsdenken, die der Ausbeutung von menschlichen und natürlichen Ressourcen Vorschub leisten, sowie bewusste Akte des Ausstiegs aus oder Widerstands gegen eine streng getaktete Zeit.
In der Kategorie „Artist in Focus“ würdigt das EMAF in diesem Jahr die Arbeiten der international renommierten Film-, Installations- und Soundkünstlerin Angela Melitopoulos. Neben einer Auswahl ihrer filmischen Arbeiten von den 1980er Jahren bis heute präsentiert die Künstlerin weitere Filme von Künstler*innen, die sie in ihrer Arbeit beeinflusst haben. Dazu zählen etwa Alain Resnais‘ Hiroshima Mon Amour oder Arbeiten feministischer Filmkollektive der 1970er Jahre.
In der Ausstellung des European Media Art Festivals in der Kunsthalle Osnabrück werden ab dem kommenden Mittwoch elf Positionen von neun Künstler*innen zu sehen sein – darunter raumgreifende Installationen und Skulpturen genauso wie interaktive VR-Arbeiten und Soundinstallationen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Inga Seidler. Sie nennt als ein Beispiel die Klangskultpur „Decay“ von Martin Recker und Paul Hauptmeier. Sie beschäftigt sich mit radioaktiven Zerfallsprozessen und extremen Zeiträumen, die sich unserer menschlichen Vorstellungskraft vollkommen entziehen.
Kuratorin Daphne Dragona hat den Schwerpunkt der EMAF Talks auf das Thema „Degrowth“ gelegt – als Kontrapunkt zu Hyperproduktion und Überkonsum geht es dabei um andere Formen und das Ende eines schier grenzenlos erscheinenden Wachstums. Kris de Decker, Herausgeber des Magazins „Lowtech“, ist einer von sieben Redner*innen, die bei den vier Panels sprechen werden.
Zu Gast beim EMAF Campus sind in diesem Jahr Studierende der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, der Akademie der Bildenden Künste München, der Kunsthochschule Mainz sowie von Universität und Hochschule Osnabrück. Auch sie beschäftigen sich mit einer Zeit des Umbruchs. Die Filmklasse der Kunsthochschule Mainz arbeitet die Geschichte und Gegenwart des Filmtheaters Hasetor auf. Die Studierenden haben bereits vor einigen Wochen in dem Osnabrücker Traditionskino gedreht. Das Ergebnis soll nächste Woche Samstag unter dem Titel „The Best Remaining Seats“ beim EMAF zu sehen sein.
Der EMAF Campus bleibt auch in diesem Jahr ein zentrales Element des EMAF, das seit einigen Jahren ausgewählte Klassen einlädt, eigene Ausstellungen und Programme zu gestalten. „Wir wollen möglichst vielen jungen Studierenden die Chance geben, ihre Arbeiten einem internationalen Publikum zu zeigen. Und das schlägt sich auch in der Zahl der akkreditierten Gäste nieder: gerade im Bereich der Hochschulen verzeichnen wir einen Zuwachs. Sie planen bereits frühzeitig Exkursionen zum Festival, was uns natürlich besonders freut“, so die beiden Festivalleiter*innen Katrin Mundt und Alfred Rotert.
Das gesamte Programm des EMAF finden Sie im Internet unter www.emaf.de. Der Presserundgang durch die Ausstellung findet am kommenden Dienstag um 13 Uhr statt.
Wir freuen uns, Sie beim Festival begrüßen zu dürfen und laden Sie herzlich ein, bei der Eröffnung am kommenden Mittwoch um 19 Uhr 30 in der Kunsthalle Osnabrück dabei zu sein!
05.04.2023EMAF 36 - Campus
In zwei Wochen beginnt in Osnabrück das 36. European Media Art Festival. Heute möchten wir Sie über das Programm der Sektion „Campus“ informieren.
Den EMAF Campus gestalten in diesem Jahr Kunsthochschulklassen aus Leipzig, München und Mainz sowie die Universität und Hochschule Osnabrück. In eigens für das Festival entwickelten Ausstellungen, Filmscreenings und Workshops präsentieren sie aktuelle Projekte – von Video- und Audioinstallationen über kinetische Objekte bis hin zu kollektiv erarbeiteten Filmen.
Unter dem Titel Netze flicken widmet sich die Klasse für Bild- und Raumpolitiken der Akademie der Bildenden Künste München im Neubau der Kunsthalle Osnabrück unterschiedlichen natürlichen und sozialen Ökologien – den fragilen Verbindungen zwischen Körpern und Räumen, Subjekt und Gemeinschaft.
Die Klasse Expanded Cinema der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig erkundet in Sorry, I Have to Leave im Kunstraum hase29 Bewegungen der Zeit und Mo-mente des Übergangs, wie sie an Orten des Erinnerns und (Auf-)Bewahrens, aber auch in Gesten der Solidarität und des Widerstands sichtbar werden.
Die Filmklasse der Kunsthochschule Mainz entwickelt für das Filmtheater Hasetor eine neue, kollektive Filmarbeit. The Best Remaining Seats aktiviert dieses spezifische Kino und seine Geschichte, erkundet aber auch, was Kino (heute) als gemeinsamer Erfahrungsraum bedeutet.
Studierende der Universität und Hochschule Osnabrück und der Musik- und Kunstschule beteiligen sich mit Videoarbeiten, Workshops und Installationen. Ob sie als „Kunstronauten” die künstlerische Immersion in Zeiten der Veränderung und der Entwicklung erforschen, ob sie neue Lösungen für den Umgang mit digitalen Medien erfinden oder ob sie sich mit den lokalen Grünflächen auseinandersetzen, um so die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft zu bewahren - die Studierenden der drei Institutionen präsentieren vielfältige Arbeiten, die im Kunstquartier des BBK, der Galerie im Fenster und der skulptur-galerie in der Osnabrücker Innenstadt gezeigt und ausgestellt werden.
Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern entsprechende Bilder zur Verfügung.
Wir laden Sie herzlich ein, vorab über unser Programm zu berichten und das Festival vom 19. bis zum 23. April in Osnabrück zu besuchen.
Pressevertreter*innen können sich noch bis zum 12. April kostenlos akkreditieren. Bitte schreiben Sie dazu eine e-mail an presse@emaf.de
29.03.2023EMAF 36 - Die Talks
In drei Wochen beginnt in Osnabrück das 36. European Media Art Festival. Eine der Sektionen des Festivals sind die Talks: vier Panels mit insgesamt sieben Expert*innen.
Die von Daphne Dragona kuratierten Talks entkoppeln die Zeit von Linearität, Produktivität und Fortschritt und erforschen sie im Hinblick auf die Zeitlichkeit und den Rhythmus unterschiedlicher Welten. Dabei stehen Konzepte von Degrowth im Vordergrund, die die Chancen und Herausforderungen einer Verringerung der menschlichen Aktivitäten und deren Auswirkungen aufzeigen. Die diskutierten Ideen, Vorschläge und Projekte verdeutlichen die Notwendigkeit, die Grenzen des Planeten zu respektieren und Abhängigkeiten auf sozialer und ökologischer Ebene anzuerkennen.
Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Bedeutung der Technologie gelegt, indem die Kontroversen rund um das Schaffen, Nehmen oder Verschwenden von Zeit sowie die Gestaltung der Zukunft untersucht werden. Es werden Beispiele für technologiearme, traditionelle oder gemeinschaftsbezogene Kenntnisse als Modelle für eine nachhaltigere Lebensweise vorgestellt. Initiativen und Institutionen, die auf einen Verhaltens- und Systemwandel abzielen und sich für diesen einsetzen, werden hinsichtlich ihres Programms zur Nutzung von Energie, Ressourcen und Zeit erörtert.
Auch wenn es nicht möglich ist, die Zeit zurückzudrehen, ist die Option, sich von der Idee des Fortschritts zu verabschieden, das Tempo zu drosseln und zu verändern, durchaus realisierbar. Die Redner*innen des EMAF 2023 greifen diese Möglichkeiten auf und untersuchen, wie dies vom Individuum zum Kollektiv und von einer Gemeinschaft zur Gesellschaft geschehen kann.
Zu den Panels
Wenn wir Zeit als etwas begreifen können, das man vergehen lässt, verschwendet oder totschlägt, anstatt sie zu sparen und zu nutzen, könnten wir uns von der Droge Liveness lösen, die uns der digitale Kapitalismus vorgibt, um uns an seinen Rhythmus zu binden - darum geht es in Digital Lethargy, or Living with Dead Time von Tung-Hui Hu.
Was gilt heute als Low-Tech und was können langsame Vorgehensweisen in einer Zeit der Hyperproduktivität und Überkonsumption bringen? Was braucht es, um das Tempo anzupassen, und was kostet dies? Wie können Kunst, Design und Technologie zum Aufbau einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen? Kris de Decker und Hypercomf, die Redner*innen der Podiumsdiskussion Going Low-tech/ Designing Self-sufficiency, werden auf diese Fragen mit Beispielen aus ihrer eigenen künstlerischen Praxis und Lebensweise antworten.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion Planetary metabolism & temporalities of environmental change stellen zwei Künstlerinnen und Forscherinnen ihre jüngsten Werke vor und tauschen sich darüber aus, welche Auswirkungen der technische Fortschritt auf die Arten und Ökosysteme der Erde hat. Karolina Sobecka wird sich mit dem Phänomen der ‘Teergruben’ befassen. Dabei handelt es sich um natürliche Substanzen aus dickflüssigem Öl, die in der Lage sind, darin eingeschlossene Fossilien freizulegen und verschiedene Zeiträume des Lebens und der Materie sichtbar zu machen. Joana Moll erörtert die Zunahme der anthropogenen Masse in Bezug auf die Biomasse, ihre negativen Auswirkungen auf die Biosphäre sowie deren Möglichkeit, sich selbst zu regenerieren. Anhand von kritischen Stellungnahmen und Kunstwerken werden Vorschläge diskutiert, wie der Stoffwechsel der Erde neu programmiert oder wiederhergestellt werden kann.
Powering Degrowth ist ein der Titel eines weiteren Panels. Ist Degrowth eine Option für die Welt von heute? Welche Institutionen und Infrastrukturen können bei einem solchen Wandel und Prozess helfen? Wo finden sich relevante Paradigmen, und was kann man von ihnen lernen? Referent*innen, die mit beispielhaften Initiativen in Deutschland verbunden sind, werden sich aus ihrer eigenen Praxis heraus zum Thema positionieren. Mit Beiträgen von Florine Lindner, Muerbe u. Droege und Andrea Vetter.
Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern Bilder von den Referent*innen zur Verfügung.
Wir laden Sie herzlich ein, vorab über unser Programm zu berichten und das Festival vom 19. bis zum 23. April in Osnabrück zu besuchen.
15.03.2023EMAF 36 - Die Filmprogramme
Die Filmprogramme des EMAF geben auch in diesem Jahr wieder einen breiten Überblick über das internationale experimentelle Filmschaffen – von aktuellen Kurz- und Langfilmen über historische Werke bis hin zu audiovisuellen Performances und Expanded Cinema. Zahlreiche Künstler*innen werden persönlich beim Festival anwesend sein, um ihre Beiträge vorzustellen und mit dem Publikum zu diskutieren. Zu sehen sind 70 Filme und Filmperformances aus insgesamt 32 Ländern.
Aktuelle Auswahl
Im Zentrum der Filmprogramme steht der Internationale Wettbewerb. Thematische Schwerpunkte der kurz- und mittellangen Filme sind in diesem Jahr die Auseinandersetzung mit familiären Beziehungen, Intimität und Häuslichkeit, die Traumata von Vertreibung und Entwurzelung und künstlerische Zeitreisen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wie wird die Realität staatlicher Grenzen und sozialer Trennungen erfahren und überwunden? Was ermöglichen Solidarität und Widerstand? Wie leben unsere Erinnerungen fort, wie imaginieren wir Neues durch Technologie, Träume und Ritual?
Video- und Audiomaterial aus dem Archiv der DDR-Opposition bildet die Grundlage für Anna Zetts Film Es gibt keine Angst (DE 2023). Mittels einer pulsierenden Collage aus Underground-Musik, Lyrik, privaten und journalistischen Aufzeichnungen unternimmt sie eine emotionale und intellektuelle Annäherung an Erfahrungen von Gewalt und politischer Selbstermächtigung. Mangrove School von Filipa César & Sónia Vaz Borges (PT/DE/FR 2022) ist Teil einer langjährigen künstlerisch forschenden Auseinandersetzung mit der Geschichte des dekolonialen Widerstands in Guinea Bissau und seinem Nachleben in der Gegenwart. In atmophärisch dichten Bildern rekonstruiert der Film das Zusammenleben und -lernen in den historischen Guerillaschulen in den Mangrovenwäldern.
In James Richards’ Video Qualities of Life: Living in the Radiant Cold (DE 2022) verbinden sich stillebenhafte Aufnahmen von eigenen und fremden Lebensräumen, von Körpern und Infrastrukturen mit Fragmenten musikalischer Scores zum soghaften Bild einer Gegenwart im dauerhaften Schwebezustand. Auch Peng Zuqiangs Sight Leak (CN 2022) navigiert an der Grenze zwischen intimen Innen- und anonymen Außenräumen. Lose angelehnt an Roland Barthes‘ Schriften über China und deren homoerotischen Subtext, bewegt sich hier ein Flaneur durch öffentliche Räume und denkt nach über die Blicke und Sehnsüchte, die sich dort begegnen, die angedeutet, verweigert und gespiegelt werden. Oreet Ashery folgt in ihrem experimentellen Roadmovie Selfish Road (UK/DE 2022) den Infrastrukturen der Trennung und Verblendung, Erinnerung und Verbindung durch eine politisch zerklüftete Landschaft.
Auch die vier aktuellen Langfilme im Programm vermitteln vielschichtige Eindrücke von Landschaften im Wandel, umstrittenen Geografien und sich überlagernder Zeiten. Sophio Medoidzes dokumentarisches Langfilmdebüt Let Us Flow (GE/UK 2022) beobachtet in der entlegenen georgischen Bergregion Tusheti die Veränderungen, die Modernisierungs- und Migrationsprozesse dort verursachen und die Bedeutung überlieferter Rituale, die kollektive Bindungen schaffen, aber auch soziale Ausschlüsse befestigen.
In Schlachthäuser der Moderne (DE 2022) widmet sich Heinz Emigholz dem Werk zweier südamerikanischer Architekten: Francisco Salamone, dessen Arbeiten der 1930er Jahre dem Geist einer faschistisch-futuristischen Moderne verpflichtet sind, und Freddy Mamani Silvestre, dessen Projekte sich dem Diktat der westlichen Moderne radikal widersetzen. Sie bilden schließlich den Hintergrund für eine ideologische Verortung des Berliner Stadtschlosses zwischen Experiment und Restauration.
Mit weiteren Arbeiten von: Udval Altangerel, Parastoo Anoushahpour, Ben Balcom, Karolina Bregula, coyote, Ana Edwards, Kevin Jerome Everson, Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat, Luke Fowler, Wenqian Gao, Dazhi Huang & Huizhen Zhong, Eginhartz Kanter, Fox Maxy, Hardeep Pandhal & Adam Sinclair, Morgan Quaintance, James Richards, Bassem Saad, Tulapop Saenjaroen, Eri Saito, Deborah Stratman, Gautam Valluri und Gernot Wieland.
Artist in Focus: Angela Melitopoulos
Als Artist in Focus würdigt das EMAF in diesem Jahr die Künstlerin Angela Melitopoulos. Seit Mitte der 1980er Jahre realisiert sie Videos, Installationen und Soundarbeiten, auch in Kooperation mit anderen Künstlerinnen, Theoretikerinnen oder aktivistischen Netzwerken. Das EMAF präsentiert eine Auswahl ihrer Arbeiten, von frühen experimentellen und aktivistischen Videos bis hin zu aktuellen dokumentarischen Filmen. Sie beschreiben Bewegungen durch die Landschaften des Anthropozän (Matrilinear B – Surfacing Earth, 2020), zeichnen die Spuren einer über Generationen hinweg fortgeschriebenen Migrationserfahrung nach (Passing Drama, 1999) oder beleuchten die Verschränkungen von Technologie, moderner Subjektivität und Animismus (The Life of Particles, 2012). Im Dialog mit Melitopoulos‘ Arbeiten werden auch eigens von ihr ausgewählte Werke anderer Künstler*innen zu sehen sein, u.a. von Alain Resnais, Irit Batsry, Joyce Wieland, Helke Sander und dem Newsreel Collective.
Expanded Cinema: Spectral
An der Schnittstelle von Film und Performance bewegt sich ein neues, mehrjähriges Projekt, das das EMAF in Kooperation mit dem Künstler*innenkollektiv LaborBerlin durchführt. Unter dem Titel Spectral: Unburdened Recollections werden historische und selten gezeigte Expanded Cinema-Arbeiten und Filmperformances rekonstruiert und beim Festival wiederaufgeführt. In Gesprächen mit den beteiligten Künstler*innen und Kurator*innen wird außerdem diskutiert, wie diese flüchtigen Kunstwerke jetzt und in Zukunft bewahrt und verfügbar gehalten werden können. Den Anfang machen in diesem Jahr zwei Super-8-Performances des argentinischen Filmemachers Claudio Caldini (kuratiert von Federico Windhausen) und eine multimedial erweiterte 35mm-Arbeit des spanischen Experimentalfilmpioniers José Val del Omar (kuratiert von Esperanza Collado).
Filmprogramm „Trembling Time“
Ein weiteres Highlight bildet das von Rachael Rakes kuratierte, sechsteilige Film- und Performanceprogramm zum Festivalthema „Trembling Time“. Ausgehend von der Annahme, dass die Idee einer linear fortschreitenden Zeit, die bis heute unser Denken und Wahrnehmen, unser ökonomisches und politisches Handeln bestimmt, ein Konstrukt ist, und zwar ein potenziell existenzbedrohendes, beschäftigen sich die Arbeiten in diesem Programm mit alternativen Zeit- und Wertvorstellungen. Zu sehen sind Filme von u.a. Minh Quý Trương, Maxime Jean Baptiste, Seba Calfuqueo & Roberto Riveros aka Neo Cristo, Onyeka Igwe, YOUNG-HAE CHANG HEAVY INDUSTRIES und eine Performance von Aura Satz.
01.03.2023EMAF 36 - Die Ausstellung
Die Ausstellung des diesjährigen European Media Art Festivals (EMAF) “Trembling Time”, die vom 19. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein wird, beschäftigt sich mit verschiedenen Konzepten von Zeit und Zeitlichkeit.
Menschliche Existenz wird grundlegend von den Kategorien Raum und Zeit geprägt, wobei Zeit kaum greifbar, schwer zu definieren und zu durchdringen ist. Sie stellt sich alles andere als absolut oder objektiv dar. Konzepte von Zeit - und wie wir sie entwickeln, wahrnehmen, messen, wie wir mit ihr umgehen, sie denken, diskutieren und verändern – hängen davon ab, wie eine Gesellschaft jeweils strukturiert ist. Menschen nehmen sie je nach Kontext in Form von verschiedenen Zeitlichkeiten wahr, sie ist äußerst formbar in der menschlichen Erfahrung.
Die abstrakte, quantitative Zeitwahrnehmung, die unseren (Arbeits-)Alltag und Lebensrhythmus formt, heute forciert von digitalen Technologien, ist dabei historisch betrachtet eine stark limitierte Facette menschlicher Erfahrung. Hinter dieser linear gedachten Zeit, in der man die Vergangenheit hinter sich lässt und sich in eine veränderte oder veränderbare Zukunft bewegt, liegen die Erzählungen des Fortschrittes des Kolonialismus bzw. kapitalistisch organisierter Gesellschaften. Dieses lineare Zeitverständnis stuft Gruppen nach ihren kulturellen Differenzen ab, von fortschrittlich nach rückständig, und legitimierte damit koloniale Interventionen mit dem Ziel der “Zivilisierung”.
Die für die Ausstellung von Kuratorin Inga Seidler ausgewählten Künstler*innen erforschen das vielschichtige Wesen der Zeit und laden uns ein, unsere Aufmerksamkeit auf alternative Zeitdimensionen abseits eines Verständnisses von linearer Zeit zu lenken, wie die innere Zeit, die biologische Zeit, oder die tiefe geologische Zeit der Erde. Die Realitäten von Klimakrise oder radioaktiven Abfällen allein zwingen uns, Zeit in einem völlig anderen Maßstab zu denken. Die deep time solcher oder allgemein von geologischen und planetarischen Phänomenen übersteigt die Zeitskala des Menschen bzw. der gesamten menschlichen Spezies.
Eva van Tongeren untersucht in ihrer Multimedia-Installation In the Belly of the City (2022) einen Walfriedhof, der sich unter der Stadtlandschaft Antwerpens ausbreitet, auf der ihre Bewohner*innen heute arbeiten, leben, spielen, reden und ruhen. Die Videos folgen dem Paläontologen Mark Bosselaers, der die Walknochen von Antwerpen untersucht. Indem er die Knochen nach Ort und Zeit ordnet, versucht er, den Ursprung der Welt, wie wir sie heute kennen, zu ergründen. Und kommt angesichts dessen mit der eigenen Sterblichkeit in Berührung.
In Tang Hans Videoarbeit Ginkgo and Other Times (2022) geht es um den Ginkgo, ein lebendes Fossil, das es seit 200 Millionen Jahren gibt. Die Künstlerin erforscht die kulturhistorische Beziehung zwischen Ginkgobaum und Mensch und betrachtet die Zeitlichkeit des Ginkgos im Verhältnis zu der von anderen Lebewesen.
Während sich einige Arbeiten mit verschiedenen Zeitlichkeiten über das menschliche Empfinden, Messen und Dasein hinaus befassen, wenden sich andere Kunstwerke den Beziehungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu, sowie den Methoden des Erzählens, Zusammensetzen, Erinnerns und Archivierens. Dabei richten sie ihren Blick auch auf experimentelle Sprachen der Kulturproduktion und -verbreitung sowie auf die alternativen Geschichte/n und Möglichkeitsräume, die das Archiv bieten kann.
Thomas Maders Installation all heat and no light (2022) konzentriert sich auf die Langlebigkeit kommunikativer Text/Bild-Strategien durch Flugblätter, Propaganda- und Meme-Formate. Sie schafft Zeitlinien zwischen Objekten und Ereignissen in Bezug auf ihre gemeinsamen grundlegenden, historischen und sprachlichen Verbindungen. Konkret geht es um die Aneignung der Figur des Rosaroten Panthers durch den NSU, die Politisierung des Ensisheimer Meteoriten durch König Maximilian I. (1492) und den anhaltenden Kampf um bestimmte Meme-Formate zwischen der rechtsextremen und linksradikalen Kreation digitaler Bildinhalte.
Mit Do You Remember Sarajevo – Multitude (2021) reflektieren Clarissa Thieme und Nihad Kreševljaković das Potenzial von Archiven in Hinblick auf persönliche und kollektive Geschichten jenseits vorherrschender Konventionen, die nicht selten zu Löschung und Einseitigkeit führen. In einem experimentellen Setting ermöglichen sie dem Publikum die Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Archivmaterial der Bibliothek Hamdija Kreševljaković Video Arhiv Sarajevo, einer privaten Sammlung von Amateurvideos, die von einer Gruppe von Freund*innen im belagerten Sarajevo gefilmt wurden. Dreißig Jahre nach Beginn des Bosnienkrieges ergeben sich neue politische Dringlichkeiten aus Fragen der Selbstdarstellung, des Geschichtsrevisionismus und der Relativierung von Gewalt nicht nur in der Region des ehemaligen Jugoslawien.
Wir stellen Ihnen auf Wunsch gerne Bildmaterial zu den einzelnen Arbeiten zur Verfügung und laden Sie ein, weiter über die Vorbereitungen für das EMAF zu berichten und das Festival im April in Osnabrück zu besuchen.
Mit freundlichen Grüßen vom Team des EMAF 2023
10.01.2023EMAF 36 - Das Thema: "Trembling Time"
Wir freuen uns, Sie heute über das Thema des diesjährigen European Media Art Festivals zu informieren, das vom 19. bis 23. April in Osnabrück stattfindet.
Die Einreichfrist ist am vergangenen Sonntag geendet. Die Zahl der eingereichten Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation und Expanded Media ist in diesem Jahr erheblich gestiegen. Rund 3.000 Arbeiten wurden für die Sichtung durch die Auswahlkommission und die Kuratorinnen eingereicht.
„Trembling Time“ – eine Zeit in Unruhe, deren Bewegung diffus und ungerichtet, aber weithin spürbar ist, in der sich das mögliche Ende von etwas ebenso andeuten mag wie die Entstehung von etwas Neuem. Das Motto des EMAF 2023 steht nicht vorrangig für einen Moment der Krise – auch wenn wir derzeit hautnah spüren, wie sich jenes Zeitfenster, in dem die globale Klimakatastrophe noch abzuwenden wäre, zusehends verengt; wie globale Kriege und Konflikte bis in unsere lokalen und sehr persönlichen Zusammenhänge hinein wirken und sich für ihre Leidtragenden in der traumatischen Zeitlichkeit von Flucht und Migration verlängern. Es geht auch um ein Verständnis von Zeit, das zunehmend fraglich wird: eine Zeitlichkeit, die sich an historischen Fix- und Wendepunkten orientiert, und den abstrakten Rhythmen, die unsere postindustrielle Gegenwart takten.
Mit „Trembling Time“ lädt das EMAF – in seiner Ausstellung, in Filmprogrammen, Vorträgen und Performances – dazu ein, unsere Vorstellungen von Zeitlichkeit und Geschichte einer Revision zu unterziehen, sie mit anderen Formen des Erinnerns, Imaginierens und In-der-Welt-Seins zu konfrontieren und damit auch das Beben der Zeit als eine Bewegung zu erfahren, die uns, indem sie die Verhältnisse in Unordnung und Hierarchien ins Wanken bringt, neue Wege eröffnet.
In der von Inga Seidler kuratierten Ausstellung zum Festival soll unser Verständnis von Zeit in Frage gestellt werden. Die gezeigten Künstler*innen betrachten alternative Geschichte/n sowie Zukunftsvorstellungen jenseits der Idee des Fortschritts. Dabei finden ihre Beobachtungen, Erzählungen oder Dekonstruktionen im Zusammenhang von Zeit und ihrer Wahrnehmung vor dem Hintergrund einer globalen Klima- und Umweltkrise statt, die gleichzeitig einen Moment darstellt, der das Bild vom Verrinnen der Zeit hervorruft.
Das von Rachael Rakes kuratierte Filmprogramm greift die Idee der “Trembling Time” auf, indem es Momente der Revision und Projektion miteinander verbindet. Ausgehend von der Annahme, dass die linear fortschreitende Zeit ein Konstrukt ist, und zwar ein potenziell existenzbedrohendes, beschäftigen sich die Arbeiten in diesem Programm mit Zeit- und Wertvorstellungen, in denen Anti-Chronologien, Re- und Pre-Enactments, das Überleben in den Ruinen des Imperialismus, nicht-narrative Artikulationen von Wirklichkeit und die Infrastrukturen nicht-menschlicher, nicht-linearer Beziehungen eine Rolle spielen.
Was verändert sich, wenn es nur mit Entschleunigung weitergeht? Das von Daphne Dragona kuratierte Talks-Programm stellt Modelle von Wachstum (und seiner Kritik) in den Mittelpunkt, die die Bedürfnisse und Rhythmen unterschiedlicher Welten berücksichtigen. Theoretiker*innen und Praktiker*innen diskutieren, wo wir Opfer bringen müssen, um fortschrittsbedingte Probleme zu entschärfen, und beleuchtet Ansätze, die uns dazu einladen, aktiv unsere Gewohnheiten und unser Tempo zu verändern. Hier kommen auch Beispiele aus der Kunstwelt zur Sprache, die einen anderen Umgang mit Energie und Zeit, Kulturproduktion und Anwesenheit vorschlagen.
Die Kuratorinnen
Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. In den letzten Jahren hat sie Ausstellungen, Performances, Diskurprogramme sowie Projekte für den digitalen Raum entwickelt, produziert und kuratiert. Mit der Gruppe Collective Practices initiierte sie zahlreiche Projekte, die sich mit Fragen der kollektiven Wissens- und Kulturproduktion im Zusammenhang mit neuen Technologien beschäftigten. Inga Seidler ist Mitglied mehrerer Beratungskomitees und Juries für Künstler*innenresidenzprogramme und Kulturinstitutionen sowie den Hauptstadtkulturfonds. Seit 2020 kuratiert sie Ausstellungen für das European Media Art Festival in der Kunsthalle Osnabrück.
Rachael Rakes (Amsterdam/New York) ist Künstlerische Leiterin der 12. Seoul Mediacity Biennale. Zuvor war sie als Kuratorin für Öffentliche Praxis am BAK basis voor actuele kunst in Utrecht (2019-2022) sowie als Chefkuratorin und Leitung des Kurator*innenprogramms des De Appel, Amsterdam (2017-2019) tätig. Rakes ist Mitglied der Auswahlkommission der Currents-Sektion des New York Film Festival und beitragende Redakteurin von Infrasonica. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologien Toward the Not-Yet: Art as Public Practice (2021, MIT) und Practice Space (2019, NAME/De Appel). Gemeinsam mit den Künstlerinnen Onyeka Igwe und Laura Huertas Millán organisiert sie das Forschungs- und Kuratorinnenkollektiv Counter Encounters.
Daphne Dragona ist Kuratorin und Autorin und lebt in Berlin. In ihren aktuellen Arbeiten befasst sie sich mit den Möglichkeiten von Degrowth für Kunst und Kultur sowie mit der Rolle von Technologie in Zeiten der Klimakrise. Ihre Ausstellungen waren unter anderem bei Onassis Stegi, Laboral, EMST und der Akademie Schloss Solitude zu sehen. Ihre Beiträge wurden in verschiedenen Büchern veröffentlicht, unter anderem bei Springer, Sternberg Press und Leonardo Electronic Almanac. Dragona war von 2015-2019 Kuratorin des transmediale-Festivals. Sie trägt einen Doktortitel der Fakultät für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität von Athen.
Wenn Sie Portraitbilder der Kurator:innen wünschen, melden Sie sich gerne. Auch für weitere Rückfragen und Interviews stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
20.09.2022EMAF 36 - Call for Entries
Medienkünstler:innen aus der ganzen Welt können jetzt ihre Arbeiten für die Sichtung zum European Media Art Festival 2023 einreichen.
Die Online-Plattform unter registration.emaf.de ist ab sofort geöffnet. Eingereicht werden können Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation, Performance und Expanded Media. Die Einreichfrist endet am 8. Januar 2023. Eine Auswahlkommission und ein Team von Kurator:innen wird aus den eingereichten Arbeiten Programmbeiträge für das kommende Festival zusammenstellen.
Die Einreichung von Arbeiten ist kostenfrei.
Für alle für das Festival ausgewählten Beiträge werden Künstler:innenhonorare gezahlt.
Das 36. European Media Art Festival findet vom 19. bis zum 23. April 2023 statt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird darüber hinaus bis zum 29. Mai 2023 zu sehen sein.
Über das Festival:
Das EMAF gilt international als eines der einflussreichsten Foren für zeitgenössische Medienkunst. Jedes Jahr bietet es seinen Besucher:innen in Filmprogrammen, Ausstellungen, Performances und hybriden Formaten einen Überblick über aktuelle künstlerische Produktionen. Gastkuratierte Projekte und Retrospektiven geben vertiefende Einblicke in historische Positionen und Zusammenhänge. Jedes Jahr begegnen sich beim EMAF rund 14.000 internationale Künstler:innen, Kurator:innen, Forscher:innen, Studierende und Film- und Kunstinteressierte.
21.04.2022EMAF 35 - Festival mit über 600 Besucher:innen in der Kunsthalle Osnabrück eröffnet
„Das Ding ist eröffnet!” Mit diesen Worten von Staatssekretär Dr. Jörg Mielke, Chef der Niedersächsischen Staatskanzlei, ist gestern das 35. European Media Art Festival (EMAF) in der Kunsthalle Osnabrück erfolgreich eröffnet worden. Die Welt der Dinge und ihr komplexes Verhältnis zum Menschen stehen unter dem Festivalthema The thing is im Mittelpunkt zahlreicher Medienkunst-Installationen an Osnabrücker Spielorten und in über 120 Filmen aus mehr als 30 Ländern, die noch bis zum kommenden Sonntag in der Lagerhalle Osnabrück und im Filmtheater Hasetor zu sehen sind. Die EMAF-Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück ist noch bis zum 29. Mai zu besichtigen.
Neben den Festivalleitern Katrin Mundt und Alfred Rotert betonten auch Dr. Tabea Golgath, Referentin Kunst und Museen der Stiftung Niedersachsen, und Volker Bajus, Vertreter der Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, die besondere Bedeutung der diesjährigen Festivalausgabe in Präsenz, nachdem das EMAF zwei Mal hintereinander pandemiebedingt nur online stattfinden konnte. Begrüßt wurden die über 600 Besucher:innen der Eröffnung von Anna Jehle und Juliane Schickedanz, den Direktorinnen der Kunsthalle Osnabrück.
Ebenfalls wurden gestern drei weitere Ausstellungen der Festivalsektion EMAF Campus im Neubau der Kunsthalle, im Kunstraum hase29 sowie im Haus der Jugend eröffnet. Im Laufe des Festivalzeitraums bis zum 24. April sind weitere Ausstellungen, Medienkunst-Performances, EMAF-Talks mit internationalen Aktivist:innen und Expert:innen sowie zahlreiche Filmprogramme zu erleben. Details zu sämtlichen Angeboten gibt es im Festival-Timetable unter: Timetable.
Seinen Abschluss hat das 35. European Media Art Festival am Sonntag, dem 24. April, mit der Preisverleihung um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück, Rolandsmauer 26, auf der drei wegweisende medienkünstlerische Arbeiten mit Jury-Preisen ausgezeichnet werden.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
13.04.2022EMAF 35 - Festivalsektion Campus zeigt medienkritische Arbeiten europäischer Hochschulen
Klassen und Fächergruppen europäischer Akademien und Hochschulen präsentieren ihre aktuellen Arbeiten in der Festivalsektion „EMAF Campus” im Rahmen des 35. European Media Art Festival (EMAF), das vom 20. bis 24. April an Osnabrücker Spielorten und zu Teilen virtuell stattfindet. Dabei bespielen Studierende aus Wien, Amsterdam, Halle an der Saale, Braunschweig, Bremen und Osnabrück sowohl mit eigenen Filmprogrammen die Festivalkinos wie auch mit vielseitigen Ausstellungen verschiedene Orte in der Osnabrücker Innenstadt.
Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen Filmmuseum und dem Fachbereich Kunst und digitale Medien der Akademie der bildenden Künste Wien entstand das Programm AMATEURINNEN*. Zu sehen sind Filme von Studierenden, die sich mit den feministischen politischen Potenzialen von Arbeiten aus dem Bestand des Österreichischen Filmmuseums auseinandersetzen. Im neuen Studiengang Künstlerische Forschung in und mit Film der Niederländischen Filmakademie Amsterdam stehen Recherche und Debatte, Experiment und Prozess im Vordergrund: Studierende präsentieren Arbeiten, die sich mit persönlichen Erinnerungen, dem Verhältnis von Individuum und Kollektiv und der Dynamik wechselnder Blickverhältnisse auseinandersetzen. Präsentiert werden die Campus Filmprogramme im Filmtheater Hasetor.
Die Fachklasse für Zeitbasierte Künste der Burg Giebichenstein in Halle übersetzt mit verschiedenen Mitteln und Medien Gedanken und Inhalte in erzählerische und experimentelle Filme und Projektionen, Klänge, gebaute und mediale Räume, Körper und Bewegung, Materielles und Immaterielles, und entwickelt darin eine eigenständige künstlerische Sprache und Haltung. Die Ausstellung wird im Neubau der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein.
Im Zentrum der Fachklasse Raumkonzepte der HBK Braunschweig steht ein politischer und zugleich experimenteller Ansatz. Mit einem sinnlichen Blick gehen die Studierenden in ein vergangenes Archiv, kehren mit kritischem Vorausdenken zurück in das politische Jetzt, und erschaffen einen sprechenden Raum gegenwärtiger Gedanken. Neben ihrer Ausstellung in der hase29, bieten die Braunschweiger Studierenden mit #smalltalks ein besonderes Online-Angebot auf der EMAF-Website: Während des Festivals sprechen sie dort jeden Tag live über ihre Arbeiten.
Die Klasse für Zeitbasierte Kunst der HfK Bremen stellt im Haus der Jugend aus und setzt sich mit einer visuell und akustisch überreizten Welt auseinander, deckt nicht zuletzt Contentfabriken auf und begreift Zeit als ein fragiles Medium, das Echokammern bildet. Das Institut Kunst/Kunstpädagogik der Universität Osnabrück beteiligt sich darüber hinaus mit mehreren Arbeiten: In einem Robot-Workshop, in dem ein Telepräsenzroboter Double zum Einsatz kommt, werden neue Kommunikations- und Ausstellungskonzepte erstellt. Aus einem Projekt zur Klangforschung ist eine Mehrkanal-Installation für das ehemalige Wöhrl Parkhaus entstanden, die verschiedene akustische Arbeiten zu einem kollektiven Resonanzraum verwebt.
Das detaillierte Programm der Festivalsektion „EMAF Campus” mit allen Ausstellungsorten und -terminen finden Sie in unserem Timetable
Wir laden Sie herzlich zu unserer Eröffnung am 20. April um 19:30 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück ein. Außerdem verweisen wir gerne auf unsere Preisverleihung, die am Sonntag den 24. April um 17:30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück stattfinden wird.
Das European Media Art Festival (EMAF) bedankt sich bei seinen Förderern, besonders bei der nordmedia, der Stadt Osnabrück, der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, der VGH-Stiftung und dem Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V.
Anmeldungen zur Akkreditierung sind auf unserer Website möglich.