25.04.2025
EMAF 38 - Tipps für das Wochenende

In der Internationalen Auswahl werden - oft erstmals in Deutschland - Arbeiten renommierter wie junger Künstler*innen aus aller Welt gezeigt. Ein zentrales Motiv ist das Wiederaufsuchen von persönlichen und politischen Geschichten im direkten Gespräch, aber auch in der Begegnung mit Orten und Landschaften. Einige Künstler*innen spielen mit filmischen Genres, vor allem mit Elementen von Horror und Suspense, was auch mit ihrem Unbehagen an der Gegenwart zu tun haben mag. Die mehr oder weniger gezähmte Natur - der Garten, der Park, der Urwald - taucht dabei immer wieder auf als historischer Schauplatz, persönlicher Ankerpunkt oder utopischer Entwurf für ein anderes Zusammenleben. Im Programm „A Deflected Signal“ morgen um 11 Uhr in der Lagerhalle sind folgende Filme zu sehen:
Dreams Of My Father, Jonathan Seungjoon Lee, KR, AR, NL 2024, 15’
Colorful Colorado Nails, Monica Panzarino, US 2024, 6’
Dreams of Sunlight Through Trees, Theo Cuthand, CA 2024, 15’
she’s waiting for the sunset, Martyna Ratnik, LT 2024, 8’
母の手紙 / Mother’s Letter, Sylvia Schedelbauer, DE 2025, 24’
Im Anschluss an die Vorführung findet ein Q&A mit den anwesenden Filmemacher*innen statt (in englischer Sprache).
Im April 2024 berichteten Nahed Samour und Pary El-Qalqili beim EMAF über die Repression und das Silencing von Stimmen in Deutschland, die sich mit Palästina solidarisch zeigen. Ein Jahr später wirft Samour einen Blick auf den aktuellen Stand der Dinge: Wie lässt sich der gegenwärtige gesellschaftliche Zustand bezeichnen? Ist er bereits permanent geworden? Gemeinsam mit Anita Di Bianco und Natascha Sadr Haghighian diskutiert Nahed Samour morgen um 13 Uhr in der Kunsthalle im Talk I could swear my face was touching stone: Continuities. In ihrem fortlaufenden Projekt Corrections and Clarifications trägt Anita Di Bianco fortlaufendes Projekt Corrections and Clarifications, seit dem 1. September 2001 die täglich in Printmedien erscheinenden Widerrufe, Neuformulierungen, Differenzierungen und Entschuldigungen zusammenträgt. Indem sie von der Gegenwart aus in der Chronologie zurückgeht, zeigt Di Bianco, dass die Vorstellung von historischen Brüchen selbst Teil der Fehldarstellung und Verzerrung ist. Natascha Sadr Haghighians Essay Was ich noch nicht erkenne, jetzt in diesem Moment untersucht vorsätzliche Ignoranz als Teil von strukturellem Rassismus und Gewalt in Deutschland. Wie kann man jene Einstellungen verlernen, die die eigene Wahrnehmung prägen und vernebeln, um Resonanzen mit dem Wissen und den Erfahrungen von migrantischen Communities zu ermöglichen? In einer kollektiven Lesung intervenieren Stimmen in das Schweigen und die Leerstellen. Sie bezeugen Kontinuitäten der Verleugnung und eröffnen einen Austausch über die Schwierigkeiten des Sprechens und der Fürsprache sowie über Akte der Verweigerung in einer sozialen Landschaft des vorauseilenden Gehorsams.
Aus dem Bereich der Langfilme empfehlen wir morgen die Deutschlandpremiere von Yrupẽ (ES 2025, 79´) von Candela Sotos – im spanischen Original mit englischen Untertiteln.
Die Suche nach „Die Irupé-Blume“, einem verschollenen Film von Guillermo Fernández-Zúñiga – einem spanischen Pionier des Wissenschaftsfilms, der nach dem Spanischen Bürgerkrieg ins argentinische Exil ging – wird zum Auslöser für eine Reise durch Familiengeschichten und Nationalarchive. Während wir das langsame Wachstum der Yrupé in einem Aquarium auf einem Parkplatz einer Kunsthochschule in Buenos Aires verfolgen, treten nach und nach Schichtungen von Bildern und Leerstellen zutage.
Im Anschluss an die Vorführung findet ein Q&A mit der Filmemacherin statt (in englischer Sprache). Los geht´s morgen um 17 Uhr im Filmtheater Hasetor.
Auch wenn mit der Internationalen Auswahl bereits 31 Arbeiten als EMAF-Preisträger*innen ausgezeichnet wurden – am Sonntag feiern wir die Preisverleihung des Verbands der deutschen Filmkritik – um 11 Uhr in der Kunsthalle Osnabrück. Die Juror*innen des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk), Günter Minas, Bianca Jasmina Rauch und Hannes Wesselkämper, diskutieren die Filme der Internationalen Auswahl und vergeben im Anschluss den EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik. Nach der Vorführung des Preisträgerfilms laden wir alle Anwesenden ganz herzlich zu einem Umtrunk und Snacks ein.
Wer möchte, kann danach gleich in der Kunsthalle Osnabrück bleiben und sich von unseren Vermittler*innen durch die Ausstellung führen lassen. Übermorgen um 16 Uhr ist die letzte Chance während des Festivals. Morgen gibt es noch um 12, 16 und 18 Uhr öffentliche Führungen. Aber auch nach dem Festival gibt es jeden Sonntag um 16 Uhr eine öffentliche Führung – bis zum Ende der Ausstellungszeit am 25. Mai. Gruppen können sich per e-mail an presse@emaf.de für eine Führung anmelden. Für Schulklassen gibt es besondere Angebote und Konditionen.
Ein weiteres Highlight zum Ende des Festivals bietet am Sonntag um 18 Uhr in der Lagerhalle der Langfilm Macumba (BRD 1982, 88´) von Elfi Mikesch. Der Film erzählt die Geschichte von Magda, die mit ihren Freund*innen in einem Berliner Haus lebt, dessen Tage gezählt sind. Alle folgen auf ihre Weise bestimmten Obsessionen. Ein gewisses Delirium macht den Alltag zum Traumgeschehen, zur tranceartigen Bewegung in eine ungewisse Zukunft. Max Taurus, schnüfflerisch begabt und sich selbst als „Detektiv“ bezeichnend, folgt einer Spur, die ihn ausgerechnet in dieses Abrisshaus führt, in dem er meint, einen Mord verhindern zu können. Dabei gerät er in eine labyrinthische Geschichte, aus der er sich nicht mehr zu befreien vermag. Das Krachen der Abrissbirne zum Klang von Silvestre Revueltas’ Musik wird zum Abgesang auf ein Lebensgefühl, das sich aus den 1960er Jahren speist.
Im Anschluss an die Vorführung findet ein Q&A mit der Filmemacherin statt (in deutscher Sprache).
Das komplette Festivalprogramm findet Ihr hier.
Wir wünschen Euch ein sonniges Wochenende beim EMAF in Osnabrück und freuen uns auf eine tolle zweite Hälfte des Festivals!